Filmmuseum München online
Donnerstag, 20. Mai bis Sonntag, 23. Mai 2021
Deutschland 1927, Stummfilm / Dokudrama, 110 Min.
Regie: Hugo Rütters, mit Herrn Metzler, Lotte Kleinschmidt, u.a. Musik: Joachim Bärenz
Audiodeskription: Deutsche Hörfilm gGmbH
Deutscher Hörfilmpreis 2007 / Sonderpreis der Jury
Der ungewöhnliche Stummfilm, der 1927 in Düren von der Kölner Neuland Kinematographie GmbH gedreht wurde, erzählt halbdokumentarisch die Geschichte eines Ingenieurs, der sein Augenlicht verliert und sich mit Hilfe der Blindenbildung neu im Leben orientiert. Neben dieser Spielhandlung wird der damalige Stand der gesamten Blindenbildung vom Kindesalter bis zur Erwachsenen- und Berufsausbildung dokumentiert.
Der Film, der nur in Finnland in einer Kopie erhalten war, wurde vom Filmmuseum München aufwändig restauriert und mit neuen deutschen Zwischentiteln versehen. Zusätzlich ist die aufgezeichnete Klavierbegleitung von Joachim Bärenz zu hören. Online werden die Fassungen mit und ohne Audiodeskription angeboten.
Den direkten Link zur Fassung mit Audiodeskription finden Sie am Ende des Textes.
Es folgt ein Auszug aus der Begründung der Jury des Hörfilmpreises 2007:
„Der Spezialpreis der Jury geht an die herausragende Audiodeskription des Stummfilms „Vom Reiche der sechs Punkte“.
Der Stummfilm „Vom Reiche der sechs Punkte“ aus dem Jahr 1927 führt uns in die Lebenswelt blinder und sehbehinderter Menschen in der Weimarer Zeit. Als frühes Dokudrama verknüpft der Film auf eine überraschend moderne Weise eine Rahmenhandlung – die Liebesgeschichte von Luise und dem erblindeten Techniker Hermann – mit vielfältigen Informationen zur Ursache von Erblindung, Methoden der Blindenpädagogik sowie zur beruflichen Integration blinder Menschen in der Weimarer Zeit.
Auf bewegende Weise lässt der Film uns sensibel wie realistisch erzählte Entwicklungen miterleben – das freudige, neugierige Lernen der Kinder, die zarte Liebesgeschichte, der Kampf des erblindeten Mannes gegen Mutlosigkeit und Erschöpfung, seine Rückkehr in ein erfülltes Leben.
Eine Selbstauskunft über das Leben blinder Menschen mit den Mitteln des Stummfilms – das war kühn und modern gedacht. Heute hat der Film, der sich als Stummfilm eben nicht an diejenigen wenden konnte, von denen er erzählt, nun seinen Weg zurück gefunden in den Kreis der blinden und sehbehinderten Menschen. Die Audiodeskription eröffnet eine neue Perspektive auf die modernen Wurzeln der Blindenbildung und unser Wissen über die zentrale Bedeutung von Integration durch Bildung.
Die Audiodeskription eines Stummfilms stellt eine besondere Herausforderung dar, die hier noch einmal gesteigert wird durch die komplexe Erzählstruktur des Films und seine Informationsdichte. Es spricht für die Audiodeskription wie für Ihren Gegenstand, den über 80 Jahre alten Stummfilm, dass die Hörfilm-Fassung ein ungleich intensiveres Erleben des Films zu ermöglichen scheint als die Originalfassung.“